Loading...
Skip to Content
Bio Zertifizierung in Gießen Mittelhessen

EU-BIO-Zertifizierung

Sichert die nachhaltigen Lebensbedingungen für Mensch und Natur

BIO-Lebensmittel

EU-BIO-Zertifizierung und das Bio-Siegel für geprüfte Lebensmittel

Kaffee, Schokolade, Kakao und Tee sind für uns selbstverständlich. Wir kaufen nach Geschmack und Qualität. Im Laden sind sie genauso zu finden wie Obst und Gemüse, Brot und Kuchen. Siegel und Zertifikate helfen, sich in der Überfülle des Warenangebots zu orientieren.

Doch während Kartoffeln & Co im besten Falle regional um die Ecke wachsen, kommen Kaffee, Kakao und Tee von fernen Kontinenten. Die ehemaligen Kolonialwaren haben ihren festen Platz auf unseren Einkaufslisten. Am liebsten kaufen wir sie bio zum günstigen Preis. Doch wer prüft eigentlich Anbau, Verarbeitung und Lieferketten? Wann ist bio wirklich bio? Und wann stimmt der Preis?


Täglich BIO Kaffee in der Tasse?

Kaffee zählt zu den Genussmitteln, doch für die meisten gehört er einfach zum Alltag. Der Dichter Balzac soll fünfzig Tassen Kaffee am Tag zur Inspiration getrunken haben. Dem schließen sich vermutlich die wenigsten an, doch zwei bis vier Tassen sind ein gängiges Maß. Kaffeeduft am Morgen möchte keiner missen.

Genuss spielt vor allem beim Geschmack eine Rolle. Arabica und Robusta kommen am häufigsten in die Tasse. Excelsa, Maragogype und andere Sorten werden von Gourmets geschätzt, liebevoll frisch gemahlen und achtsam gebrüht.

Deutschland gehört mit etwa 164 Litern pro Person weltweit zu den Spitzenreitern im Kaffeetrinken. 2021 wurden insgesamt über 1,2 Millionen Tonnen Kaffee importiert. Dabei steigt die Nachfrage nach fair und nachhaltig gehandeltem Kaffee mit BIO Zertifizierung. Die Siegel auf der Packung sind ein gut sichtbares Verkaufsargument. Doch was steckt hinter der BIO Zertifizierung, wie sicher sind die Label und kommt wirklich bio in die Tasse?


Kleine Geschichte der Bio-Siegel

Ein Bewusstsein für qualitativ hochwertige Lebensmittel aus biologischem Anbau gibt es schon seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Zuge der Industrialisierung der Landwirtschaft entwickelte sich eine Gegenbewegung aus Produzenten und Konsumenten, die auf Natur statt Chemie und schwere Maschinen setzte. In diesem Zuge entstanden erste Bio-Siegel wie das Demeter-Markenzeichen. Die Qualitätssicherung bezog sich zunächst auf Produkte aus einheimischem Anbau.

In den 1960er-Jahren wuchs die Sensibilität für Exportgüter wie Kaffee und Tee. Die Weltladenbewegung formierte sich ausgehend von den Niederlanden. Sie setzte sich zunächst vor allem für fairen Handel ein. Gleichzeitig entwickelten sich der aktive Umweltschutz und der Gedanke des nachhaltigen Produzierens und Konsumierens. Diese vier Aspekte (biologischer Anbau, fairer Handel, Schutz der Umwelt und Nachhaltigkeit) kamen zunehmend auch bei Exportgütern wie Kaffee zum Tragen. Transparenz wurde durch Label gekennzeichnet.

Der Wunsch nach unabhängig zertifizierten Lebens- und Genussmitteln führte 2001 zur Einführung des Bio-Siegels über das Öko-Kennzeichengesetz durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. An der Ausarbeitung der Kriterien waren Produzenten, Handel und Verbraucherverbände beteiligt. Bisher haben 97.534 Produkte das sechseckige Siegel in Deutschland erhalten. Seit 2010 gibt es das EU-weit geltende neue Bio-Siegel mit dem grünen Blatt aus Sternen.


Zertifizierungen und Siegel rund um Bio-Kaffee

Bereits in den Weltläden wurde erkannt, dass Preisgestaltung und Produktionsbedingungen eng zusammenhängen. Das Gros der Kaffeebauern verfügt nur über kleine Anbauflächen, die oft weit von Straßen und herkömmlicher Infrastruktur entfernt liegen. Fragen des Transports, der medizinischen Versorgung und der Bildung und der Vergütung standen im Zentrum. Zu den sozialen Fragen kamen bald auch der Umweltschutz, die Art des Anbaus und der Weiterverarbeitung.

Das Roden von Bäumen zur Erweiterung der Anbauflächen, Monokultur, der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln sollten vermieden werden. Engagierte Händler unterstützten Kooperativen. So konnten Bio-Kaffees angeboten werden. Eine Zertifizierung erfolgte oft aus Kostengründen nicht oder wurde durch unabhängige Institute (meist aus dem universitären Bereich) nach unterschiedlichen Kriterien erbracht. Später entstanden Bio-Siegel wie Rainforest Alliance-Siegel zum Schutz des Regenwaldes und das Nachhaltigkeit bescheinigende Zertifikat UTZ.

Beim BIO Kaffee erfolgt die Prüfung über Öko-Kontrollstellen, die die gesamte Wertschöpfungskette jährlich untersuchen. Erst dann darf das Label der staatlichen BIO Zertifizierung auf die Verpackung.


Wer prüft was? Kriterien für die BIO Zertifizierung

Das BIO-Siegel wird von staatlicher Stelle verliehen. Vergeben wird das sechseckige Zeichen in Deutschland, das stilisierte Blatt in der EU. Dabei beschränkt sich die BIO Zertifizierung nicht auf Deutschland und die EU, da es immer um die gesamten Produktions- und Herstellungsketten geht. Produkte, die aus ökologischer oder biologischer Landwirtschaft stammen, wie sie das EU-Gesetz definiert und die biologisch weiterverarbeitet werden, können das Zertifikat erhalten. Zu den Kriterien für BIO Kaffee gehören:

  • Verzicht auf Pestizide
  • Verzicht auf chemische Düngemittel
  • Verbot von Bestrahlung
  • Verbot von Gentechnik
  • Verbot von Zusatzstoffen wie Geschmacksverstärkern oder künstlichen Röstaromen
  • Verbot von Farbstoffen
  • Verbot von Konservierungsmitteln

BIO Kaffee muss bei einer Öko-Kontrollstelle so geprüft werden, dass sich das fertige Produkt gemahlen oder als Bohne bis zum Anbau zurückverfolgen lässt. Eine Vermischung mit konventionell erzeugtem Kaffee muss ausgeschlossen werden. Mindestens einmal jährlich erfolgt eine Kontrolle. Etwa jeder 5. Kontrollbesuch wird unangemeldet durchgeführt.
Auf der Verpackung neben der Herkunftsangabe wird im Code die Kontrollstelle genannt.


Vorteile von zertifiziertem BIO Kaffee: von Nachhaltigkeit bis Klimaschutz

Die BIO Zertifizierung stärkt den Verbraucherschutz. Sie können sich auf mehrfach geprüfte Standards verlassen. Die Kriterien der Zertifizierung haben oft andere positive Effekte. Der Anbau der Kaffeebohnen erfolgt nachhaltig. Durch den Verzicht auf synthetisch-chemischen Dünger und Pflanzenschutzmittel wird Biodiversität erhalten und Kaffee in traditionellen Mischpflanzungen angebaut.

Das wirkt sich auf die Gesundheit der Kaffeepflanzen und der Kaffeebauern aus, die nicht mit zweifelhaften Substanzen arbeiten müssen. Gleichzeitig stabilisiert sich das lokale Ökosystem. Wachsen Kaffeepflanzen unter Bäumen zusammen mit Gemüse, stärkt das Pflanzen und Aroma und trägt außerdem zum Erhalt der Tierwelt bei. Der gesamte Anbau kann wirtschaftlich auf Nachhaltigkeit umgestellt werden und trägt damit auch zum Klimaschutz bei.

Für Ihren Kaffee ergibt das neben einer fairen Beziehung zu den Erzeugern ein Mehr an Geschmack und Aroma. So entsteht Schritt für Schritt eine nachhaltige Win-win-Situation für Menschen und Umwelt mit Gleichberechtigung auf Augenhöhe.


Trotz Orientierung beim Einkauf: Nachfragen nicht vergessen!

Siegel und Zertifikate unterstützen bei der Auswahl. Sie bieten eine schnelle Orientierung und entsprechend ihren Standards etwas mehr Sicherheit. Dennoch ist BIO Kaffee vom Discounter nicht vorbehaltlos bio. Hier werden Mindestvorgaben erfüllt und von staatlich anerkannten Instituten geprüft.

Bio bedeutet allerdings nicht, dass es um kontrolliert biologischen Anbau geht. So kann konventionelles Saatgut verwendet werden oder es ist möglich, dass ein Teil des landwirtschaftlichen Betriebes konservativ arbeitet und ein Teil den ökologischen Vorgaben entspricht. Bei Kooperativen, die sich aus Kaffeebauern mit eher kleinen Flächen zusammensetzen, ist eher von einer gesamten ökologischen, auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Flächenbewirtschaftung auszugehen.

Zu den Produktionsbedingungen selbst trifft das BIO Zertifikat keine Aussage. Es sagt nichts zur Entlohnung und zu den Arbeitsverhältnissen vor Ort. Hier wäre zusätzlich auf das Fairtrade-Label zu achten.


Zertifikat statt Werbung und Werbung mit Zertifikaten

Ein Siegel kann Positives bewirken und Sie als Verbraucher darauf hinweisen, dass das Produkt unter fairen, nachhaltigen Bedingungen für Mensch und Umwelt hergestellt wurde. Gerade beim herrschenden Überangebot möchten viele mit ihrer Kaufentscheidung zu einer Stärkung der Produzenten und letztlich auch zu einem besseren Produkt beitragen. Sie wollen nicht die auf reinen Profit ausgerichteten Unternehmen fördern.

Bei Kaffee wird das offensichtlich: Beutet der reiche Norden den armen Süden weiter aus oder trägt er mit Nachhaltigkeit zur Wahrung des gesamten Planeten bei? BIO Kaffee ist eindeutig die bessere Wahl. Das haben viele verstanden. Doch darum ist es auch en vogue, mit vielen bunten Zertifikaten zu werben. Ein typisches Beispiel ist das gezielte Abdrucken des deutschen BIO-Zertifikats neben dem EU-Label. Beide sind in dem Fall identisch und gehen durch ein und dieselbe Kontrollstelle. Dem Käufer wird jedoch doppelte Sicherheit suggeriert.


Nachhaltig, fair und bio genießen? So geht’s!

Der Kaffee am Morgen weckt Sie, der Kaffee im Büro trägt zur Inspiration bei, der Kaffee mit Freunden verbindet. Es ist sinnvoll, über eine nachhaltige Wahl des Produkts nachzudenken und Fragen nach Herstellung, Produktionsbedingungen, Preis und Qualität zu stellen. Gerade engagierte Menschen sollten das tun.

Die BIO Zertifizierung sichert die Mindeststandards objektiv ab. Sie können sich auf kontrollierte Bedingungen vom Anbau bis zur Lieferung verlassen. Wer mehr will, sollte auf Kooperativen und kleinere Unternehmen achten. Sie bieten neben dem Zertifikat oft noch mehr an Nachhaltigkeit. So lässt sich die Tasse BIO Kaffee mit gutem Gewissen trinken!